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Wir wollen Fans unterstützen, die sich gegen Queerfeindlichkeit im Fußball engagieren

Warum ist das wichtig?

Fans schaffen die Atmosphäre und die Kultur in einem Stadion. Sie prägen maßgeblich die Normen des Umgangs miteinander und haben großen Einfluss darauf, wer sich im Stadion wohlfühlt und wer nicht.
Für queere Fans stellt sich die Frage: Wie einladend oder abstoßend ist die Atmosphäre, die Fankultur eines Vereins für mich? Viele Faktoren können dabei eine Rolle spielen: Gibt es Fans, die sich gegen Diskriminierung, gegen Queerfeindlichkeit engagieren? Werden das gegnerische Team und ihre Fans mit diskriminierenden Begriffen abgewertet? Sind Nazis, extreme Rechte oder Rechtspopulist*innen im Stadion präsent und wie reagieren andere Fans auf sie?

Je nachdem, wie diese Fragen beantwortet werden, erscheint das Stadion für die queeren Fans eines Clubs entweder als eher einladender oder aber als gefährlicher Ort, den sie besser meiden.

 „Ich habe ein Poster gesehen von einer Fan-Choreo. ‚Nur die Liebe zählt‘ stand da und zwei küssende Männer. Mich hat beeindruckt, dass sich Fan-Gruppierungen so offen queer-solidarisch zeigen. Und das hat mich auch ermutigt, zu [diesem] Verein zu gehen.“

Martina, weiblich, trans*

Was sind umsetzbare Maßnahmen?

Es liegt vor allem in den Händen der Fans eines Clubs, die lokale Fankultur so zu gestalten, dass Fans sich gegen Diskriminierung engagieren und dass gegnerische Teams und Fans nicht diskriminierend abgewertet werden. Aber Clubs (und Fanprojekte) können Fans dabei unterstützen und zur Sichtbarkeit queerer Fans beitragen. Und vor allem kommt ihnen die Verantwortung dafür zu, dass sich Nazis, extreme Rechte und Rechtspopulist*innen im Stadion nicht breitmachen.

  • Was CSR/CR Abteilungen tun können

    Clubs können zur Sichbarkeit queerer Fans beitragen und sie können die Sicherheit und das Sicherheitsempfinden derjenigen steigern, die von Queerfeindlichkeit betroffen sind.

    Sichtbarkeit von queeren Fans und deren Engagement erhöhen

    Durch eine hohe Sichtbarkeit von queeren Fanclubs und queeren Fans wird eine Botschaft in Richtung anderer queerer Fans gesendet, die (noch) nicht ins Stadion gehen: Ihnen wird signalisiert, dass sie nicht die Einzigen sind und dass es Gruppen gibt, denen sie sich gegebenenfalls anschließen können. Der Verein kann seine Medien und Plattformen nutzen, um diese Sichtbarkeit zu erhöhen, zum Beispiel, indem lokale queere Fanclubs in den Clubmedien vorgestellt werden. So hat der Hamburger SV dem schwul-bi-lesbischen Fanclub Volksparkjunxx mit einem eigens produzierten Video zum 10. Jubiläum gratuliert (siehe Praxisbeispiele).

    Wichtig ist jedoch, dass nicht nur Einladungen ausgesprochen werden, sondern auch für den Schutz von queeren Personen gesorgt wird (siehe die Themen Awareness und Wege).

    Engagement gegen Sexismus

    Sexismus und Queerfeindlichkeit sind eng miteinander verbunden. Jedes Engagement, jede Aktion, jede Veranstaltung und jede Intervention gegen Sexismus trägt zum Kampf gegen Queerfeindlichkeit bei.

  • Was Fanbeauftragte tun können

    Wenn sich lsbtiq* Fans mit Problemen, Hinweisen oder Anregungen an die Fanbeauftragten wenden, kann es sein, dass man nicht gleich die perfekte Lösung hat. Auch dann sollten solche Anfragen nicht unbeantwortet bleiben, sie sollten nicht abgewiegelt und ihnen sollte auch nicht ausgewichen werden. Stattdessen ist es wichtig, ansprechbar zu sein, nachzufragen, mit Interesse und Offenheit gemeinsam nach einer Lösung zu suchen und nach Kräften Unterstützung anzubieten. Hier ist der persönliche Kontakt viel wert: ein Telefonat oder ein persönliches Treffen, gegebenenfalls kann auch ein gemeinsamer Stadionbesuch angeboten werden.

    Sichtbarkeit von queeren Fans und deren Engagement erhöhen

    Durch eine hohe Sichtbarkeit von queeren Fanclubs und queeren Fans, die ins Stadion gehen, wird eine Botschaft in Richtung der queeren Fans gesendet, die (noch) nicht ins Stadion gehen: Ihnen wird signalisiert, dass sie nicht die Einzigen sind und dass es Gruppen gibt, denen sie sich gegebenenfalls anschließen können. Der Verein kann seine Medien und Plattformen nutzen, um diese Sichtbarkeit zu erhöhen (siehe Maßnahmen für die CSR/CR Abteilung).

    Vernetzung fördern

    Die Vernetzung von queeren Fans, Verbündeten (Allies) und engagierten Fans – ob schon in einer Faninitiative organisiert oder nicht – ist eine zentrale Aufgabe bei der Förderung des Fan-Engagements. Dazu können Veranstaltungen, Gedenkstättenfahrten oder andere Aktivitäten mit der lokalen queeren Community beitragen, wie beispielsweise ein Fußballturnier (mit einem queeren Sportverein) oder gemeinsames Fußballschauen (in einer queeren Kneipe).
    Bei solchen Gelegenheiten sehen und erleben queere Fans und Allies, dass es auch andere Menschen im und um den Verein gibt, die sich wie sie gegen Diskriminierung engagieren wollen. Das vermittelt ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit und Solidarität.

    Stärkung diskriminierungskritischer Initiativen

    Gibt es im Verein schon eine Faninitiative, die sich gegen Diskriminierung engagiert? Solche Faninitiativen sind eine wichtige Ressource. Wenn eine solche Initiative existiert, sollten die Fanbeauftragten den regelmäßigen Austausch suchen und fragen, wie ihre Arbeit unterstützt werden kann. Außerdem ist ihre Sicht wertvoll: Gibt es Dinge, die der Verein aus Sicht der Initiative besser machen kann? Die Fanbeauftragten können auch anbieten, die Initiative in den lokalen Club-Fan-Dialog einzubinden. Zudem stehen Faninitiativen, die sich gegen Diskriminierung stellen, unter Umständen im Fokus (extrem) rechter Fans oder Fangruppierungen, die sie bedrohen oder gar angreifen. Der Verein muss die Initiativen besonders an Spieltagen und um die Spieltage herum gegen Bedrohungen und Übergriffe schützen.

    Bedrohungen durch extrem rechte Fangruppierungen können auch einer der Gründe sein, weshalb sich keine Faninitiative gegen Diskriminierung gründet. Der Verein kann dann im Hintergrund erst mal helfen und unterstützen, wenn sich gleichgesinnte Fans vernetzen wollen.

    Sensibilisierung von Fans

    Bei der Sensibilisierung von Fans geht es darum, darauf aufmerksam zu machen, wenn im Stadion queerfeindlich diskriminiert wird. Vielfach gibt es wenig Bewusstsein für queerfeindliche Äußerungen und die entsprechenden Auswirkungen für queere Fans. Fanbeauftragten kommt hier eine Vermittlungsrolle zu. Den eigenen Fans deutlich zu machen, dass von queerfeindlichen Äußerungen/Bannern etc. vor allem auch die eigenen Fans betroffen sind. Zudem ist es wichtig, Fans als Allies zu bestärken und sie zu ermutigen, sich (auch) gegen Queerfeindlichkeit im Stadion zu engagieren. Diese Sensibilisierung kann im Rahmen von Aktionstagen oder Workshops passieren (siehe Praxisbeispiele).

    Arbeit gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus

    Queerfeindlichkeit ist – genau wie Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und viele andere Diskriminierungsformen – Bestandteil rechtsextremer und rechtspopulistischer Ideologien. Darum ist die Präsenz extrem rechter Personen eine Bedrohung für queere Fans. Auch deshalb ist es wichtig, dass der Verein Schritte unternimmt, damit extrem rechte Fans nicht ins Stadion kommen und rechtsextreme und rechtspopulistische Positionen im und um den Verein keinen Platz finden.

    Hierfür ist das Thema Haltung von zentraler Bedeutung.

    Engagement gegen Sexismus

    Sexismus und Queerfeindlichkeit sind eng miteinander verbunden. Jedes Engagement, jede Aktion, jede Veranstaltung und jede Intervention gegen Sexismus trägt zum Kampf gegen Queerfeindlichkeit bei.

  • Was Fanprojekte tun können

    Fanprojekte können viel dafür tun, dass queere Fans sichtbarer werden und sie können das Engagement von Fans gegen Queerfeindlichkeit unterstützen.

    Sichtbarkeit von queeren Fans und deren Engagement erhöhen

    Wie sichtbar sind queere Fanclubs und queere Fans in den Angeboten des Fanprojekts? Durch eine selbstverständliche Sichtbarkeit wird queeren Fans signalisiert, dass sie im Stadion und im Fanprojekt willkommen sind.

    Hierzu kann man beispielsweise Kontakte zum lokalen queeren Fanclub aufbauen und gemeinsame Aktivitäten entwickeln. Auch mit kleinen Symbolen (etwa Regenbogenaufkleber oder Progress Flag an der Eingangstür) kann ein Zeichen gesetzt werden, dass die Räumlichkeiten offen für queere Personen sind. Zugleich werden so irritierende Impulse in Richtung der eigenen Klientel gesetzt, die gegebenenfalls teilweise noch queerfeindliche Vorurteile hegt. Dies kann Ausgangspunkt für sozialpädagogische Anti- Diskriminierungsarbeit sein. Auch eine gendersensible Sprache in Flyern und auf der Website kann ein einladendes Signal sein, dass sich alle Menschen angesprochen fühlen (siehe auch Thema Sprache).

    Sensibilisierung von Fans

    Bei der Sensibilisierung von Fans geht es darum, aufmerksam zu machen, wie im Stadion queerfeindlich diskriminiert wird und welche Auswirkungen das hat. Außerdem ist es wichtig, Fans als Allies zu empowern und zu ermutigen, sich gegen Queerfeindlichkeit im Stadion zu engagieren (siehe Maßnahmen für Fans). Diese Sensibilisierung kann im Rahmen von Aktionstagen oder Workshops passieren (siehe Praxisbeispiele).

    Vernetzung fördern

    Die Vernetzung von queeren Fans, Allies und engagierten Fans – ob schon in einer Faninitiative organsiert oder nicht – ist eine zentrale Aufgabe zur Förderung des Fan-Engagements. Dazu können Veranstaltungen, Gedenkstättenfahrten, oder andere Aktivitäten mit der lokalen queeren Community, wie z.B. ein Fußballturnier (mit einem queeren Sportverein) oder gemeinsames Fußballschauen (in einer queeren Kneipe?) beitragen.

    Bei solchen Gelegenheiten sehen und erleben queere Fans und Allies, dass es auch andere Menschen im und um den Verein gibt, die sich wie sie gegen Diskriminierung engagieren wollen.

    Stärkung diskriminierungskritischer Initiativen

    Gibt es im Verein schon eine Faninitiative, die sich gegen Diskriminierung engagiert? Solche Faninitiativen sind eine wichtige Ressource. Wenn eine solche Initiative existiert, sollte das Fanprojekt die Initiative als Bestandteil seines Netzwerks betrachten und Angebote zu gemeinsamen Aktivitäten unterbreiten.

    Faninitiativen, die sich gegen Diskriminierung engagieren, stehen unter Umständen im Fokus (extrem) rechter Fans bzw. Fangruppierungen, die sie bedrohen oder gar angreifen. Vor diesem Hintergrund ist das Thema Diskriminierung, Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in den Räumlichkeiten des Fanprojekts von Bedeutung (siehe unten).

    Arbeit gegen Diskriminierung, Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in den Räumlichkeiten des Fanprojekts

    Queerfeindlichkeit ist – genau wie Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, etc. – Bestandteil rechtsextremer und rechtspopulistischer Ideologien. Darum stellt die Präsenz extrem rechter Personen eine Bedrohung für queere Fans und ihre Allies dar. Deshalb ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass extrem rechte Fans nicht die Räumlichkeiten des Fanprojekts nutzen und diskriminierendes Verhalten genauso wie rechtsextreme und rechtspopulistische Positionen in den Räumlichkeiten nicht geduldet werden.

    Ein erster Schritt dahin ist es, entsprechende Verhaltensregeln zu vereinbaren, zu kommunizieren (viele Fanprojekte hängen in ihren Räumlichkeiten entsprechende Informationen aus) und anzuwenden.

    Engagement gegen Sexismus

    Sexismus und Queerfeindlichkeit sind eng miteinander verbunden. Jedes Engagement, jede Aktion, jede Veranstaltung und jede Intervention gegen Sexismus trägt zum Kampf gegen Queerfeindlichkeit bei. Für weitere Informationen siehe die Handreichungen zu Sexismus und Männlichkeit in der Fanarbeit (unter Weiterführende Materialien).

  • Was Fans tun können

    Fans können viel dafür tun, dass queere Fans innerhalb der Fanszenen sichtbarer werden, und Fans haben einen erheblichen Einfluss darauf, dass Queerfeindlichkeit im Stadion nicht geduldet wird.

    Allies

    Fans, die selbst nicht queer sind, aber etwas dafür tun wollen, dass das Stadion einladender für queere Menschen wird, können sich als Ally, also als Verbündete, engagieren. Ally zu sein bedeutet, sich aktiv gegen Diskriminierung zu engagieren. Für Betroffene von Queerfeindlichkeit (oder auch anderen Diskriminierungsformen) ist es auf Dauer sehr anstrengend, immer wieder diejenigen zu sein, die auf Diskriminierungen aufmerksam machen und dagegen ankämpfen. Denn oftmals gehören die Betroffenen einer Minderheit an, die weniger privilegiert ist. Darum ist es die Aufgabe von Allies (also in dem Fall engagierten hetero-cis Personen), mit ihrem Handeln voranzuschreiten. Zum Beispiel, indem sie sich beim Verein für die Belange von lsbtiq* Fans einsetzen. Dazu gehört aber auch, aktiv zu intervenieren, wenn sich jemand im Umfeld queerfeindlich verhält (z.B. Spieler schwulenfeindlich beschimpft oder queerfeindliche Spruchbanner gezeigt werden).

    Was Fans tun können, wenn sich Personen aus dem eigenen Fanclub diskriminierend verhalten:

    • Die betreffenden Personen direkt in der Situation ansprechen.
    • Alternativ kann dieses Verhalten auch bei einem Treffen des Fanclubs oder unter vier Augen angesprochen werden.
    • In jedem Fall sollte die Person auf den diskriminierenden Inhalt hingewiesen werden und es sollte vermittelt werden, dass mit queerfeindlichen Abwertungen von Spieler*innen, Schiedsrichter*innen oder Gästefans immer auch die queeren Fans des eigenen Vereins diskriminiert werden.
    • Um für das Thema gut aufgestellt zu sein, ist es wichtig, Informationen darüber einholen, wie rechte Gruppierungen versuchen, über queerfeindliche Statements Einfluss im Stadion zu bekommen, beispielsweise mit Transparenten, die behaupten, es gäbe nur zwei Geschlechter (siehe auch das Thema Umgang mit Diskriminierung).

    • Generell gilt: Jedes Engagement, jede Aktion und jedes Statement gegen Sexismus hilft auch gegen Queerfeindlichkeit.

    Was kann man als nicht-queere Person noch tun, um sich gegen Queerfeindlichkeit zu engagieren?

    • Sich bei den Fanbeauftragten erkundigen, ob es beim eigenen Verein eine Faninitiative gibt, die sich gegen Diskriminierung engagiert.
    • Faninitiativen, die sich gegen Diskriminierung engagieren, können überlegen, was sie tun können, um das Stadion einladender für lsbtiq* Fans zu machen. Dabei können folgende Fragen helfen:
      • Besteht Kontakt mit dem queeren Fanclub bei eurem Verein?
      • Lässt sich gemeinsam etwas bewegen, z.B. Aktivitäten wie thematische Veranstaltungen, ein gemeinsamer Wagen auf dem CSD, ein Fußballturnier (mit einem lokalen queeren Sportverein) oder gemeinsames Fußballschauen (in einer queeren Kneipe)?
      • Könnte man einen Treffpunkt für queere Fans, die sonst alleine ins Stadion gehen, vereinbaren und kommunizieren, und von dort aus gemeinsam die Anreise zum Stadion bestreiten (siehe auch das Thema Wege)?
      • Gibt es ein Awareness-Konzept in der eigenen Fanszene (ergänzend zu einem vereinsgestützten Awareness-Konzept)? Das Netzwerk gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt hat hierfür eigens einen konkrete Handlungsleifaden erarbeitet (siehe Weiterführende Materialien).
      • Gibt es Empfehlungen auf dieser Website, die der eigene Verein noch nicht umsetzt und die man ihm nahelegen könnte?
    Zivilcourage zeigen

    Was man tun kann, wenn eine direkte queerfeindliche Diskriminierung gegen lsbtiq* Personen im Stadion oder auf der An- und Abreise vorkommt:

    • Wenn die Situation nicht unmittelbar bedrohlich erscheint: die angegriffene Person ansprechen und fragen, ob und wie sie unterstützt werden kann (wenn vorhanden, kann auch auf das Awareness-Angebot des Vereines verwiesen werden). Dabei ist es besser, sich auf die angegriffene Person zu konzentrieren und diese aus der Situation rauszunehmen (z.B. mit erfundenen Aussagen, wie: ‚Hallo Kim, komm mal schnell mit, Du wirst dort hinten dringend gebraucht, sagt der Chef‘). Wenn sich die intervenierende Person nicht gegen die Aggressor*innen wendet, bringt sie sich weniger in Gefahr. Die Erfahrung zeigt außerdem, dass solch solidarisierendes Verhalten dazu beitragen kann, die Situation zu deeskalieren.
    • Wenn die Situation bedrohlich ist: Hilfe (Ordnungsdienst und / oder Polizei) holen.
    • Mehrere Personen können sich absprechen, gemeinsam zu intervenieren. Und / oder sie sprechen sich ab, wer interveniert und wer parallel Hilfe holt.
    Queere Fans und Fanclubs

    Sowohl die Gründer*innen der ersten schwul-lesbischen Fanclubs in den frühen 2000er Jahren als auch trans*, intergeschlechtliche und nicht-binäre (tin*) Fans in der gegenwärtigen Zeit berichten, dass sie anfangs keine anderen queeren Fans kannten. Die Gründer*innen der queeren Fanclubs haben häufig auf digitalem Weg (über Foren o.Ä.) Kontakt zueinander hergestellt und so Stück für Stück ein Netzwerk aufgebaut. Der beste Schutz vor Diskriminierung, Beleidigung und Gewalt ist es, nicht allein, sondern in einer Gruppe ins Stadion zu gehen – in einer Gruppe aus queersensiblen Personen, die aktiv gegen sexistische und queerfeindliche Sprüche vorgeht. Damit wird ein Raum geschaffen, der als safe space wahrgenommen wird und in dem die angegriffene Person Bestärkung und Schutz erwarten kann. Wer hingegen allein ist, fühlt sich eher schutzlos.

    Viele queere Fanclubs bestehen (historisch bedingt) vor allem aus schwulen cis Männern. Hier lohnt es sich, zu überlegen, wie die Außendarstellung so gestaltet werden kann, dass der Fanclub auch von lesbischen Frauen* und tin* Fans als Anlaufstelle wahrgenommen wird, und welche Informationen noch nötig sind, um auch gute Allies für tin* Personen zu sein.

    Heute sind die meisten queeren Fanclubs auf die eine oder andere Art im Internet präsent, vernetzen sich über die sozialen Medien, haben einen Stammtisch oder auch einen Stand auf queeren Straßenfesten. Der Dachverband Queer Football Fanclubs (QFF) listet alle seine Mitglied-Fanclubs und wie sie erreichbar sind. Nicht alle queeren Fanclubs sind aber Mitglied bei QFF – so z.B. die Babelsqueers beim SV Babelsberg.

    Engagement gegen Sexismus

    Sexismus und Queerfeindlichkeit sind eng miteinander verbunden. Jedes Engagement, jede Aktion, jede Veranstaltung und jede Intervention gegen Sexismus trägt zum Kampf gegen Queerfeindlichkeit bei.

Praxisbeispiele

Queer Football Fanclubs (QFF)

Queer Football Fanclubs (QFF) ist ein Zusammenschluss zahlreicher queerer Fanclubs aus Europa (aktuell mit Schwerpunkt auf dem deutschsprachigen Raum und einigen Fanclubs aus den Niederlanden und Großbritannien). Sie treffen sich in der Regel zweimal im Jahr. Ziel ist die gegenseitige Vernetzung, die Erhöhung der Sichtbarkeit und die Arbeit gegen Diskriminierung.
Die meisten der Mitglieds-Fanclubs bei QFF sind schwul-lesbische Fanclubs. In den letzten Jahren hat sich QFF bewusst damit auseinandergesetzt und sich konsequent darum bemüht, als Verband wahrgenommen zu werden, der auch für trans*, intergeschlechtliche und nicht-binäre Fans und Fangruppen offen ist.

Der Dokumentarfilm „United in Pride“ besteht aus mehreren kleinen Filmen, in denen sich jeweils ein queerer Fanclub aus einem der Spielorte der Euro 2024 vorstellt. Für Öffentlichkeitsarbeit zu mehr Sichtbarkeit queerer Fans kann auch auf diese filmischen Portraits einzener queere Fanclubs zurückgegriffen werden.

Jubiläum 10 Jahre Volksparkjunxx

Im Jahr 2021 feierte der schwul-bi-lesbische Fanclub des Hamburger SV Volksparkjunxx sein 10-jähriges Bestehen. Der Verein nahm dies zum Anlass, ein Video zu produzieren, in dem er dem Fanclub zum Jubiläum gratuliert und die Volksparkjunxx die Gelegenheit erhalten, sich vorzustellen. Zudem wurde ein Sondertrikot aufgelegt, auf dem der Schriftzug Volksparkjunxx anstatt des Sponsors auf der Brust zu sehen war.

Babelsqueers

Die Babelsqueers sind besonders aktiv für trans* Sichtbarkeit in Fanszenen, hörbar beispielsweise im Interview mit einer Fanclub-Vertreterin und in dem Song „Babelsberg Fußballfans“ der Rapperin Faulenza.

Gedenkstättenfahrten

Gedenkstättenfahrten sind mehrtägige Bildungsreisen in Begleitung von erfahrenen Historiker*innen. Ziel der Fahrten ist nicht nur, historisches Wissen zu vermitteln, sondern für die Themen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung im Allgemeinen zu sensibilisieren. Regelmäßige Gedenkstättenfahrten haben den Effekt, dass sich Fans, die sich gegen Diskriminierung engagieren, kennenlernen und vernetzen können. Bei der Gründung der im Bereich Antidiskriminierung aktiven Faninitiative ballspiel.vereint! beispielsweise spielte die Teilnahme der späteren Aktivist*innen an den Gedenkstättenfahrten, die der BVB seit 2011 jährlich anbietet, eine wichtige Rolle.

BVB-Aktionstag

Borussia Dortmund veranstaltete zwischen 2017 und 2022 insgesamt vier Aktionstage für Fans. Jeder dieser Aktionstage widmete sich einem anderen Diskriminierungsphänomen. Im November 2022 fand der 4. Aktionstag „SchwarzBuntGelb – Für mehr Vielfalt im Fußball. Gegen LSBTIQ*-Feindlichkeit“ statt. Bei der Planung und Organisation waren neben dem BVB und der KoFaS verschiedene Initiativen und Institutionen aus der Stadt Dortmund, der Fanszene und dem Umfeld des BVB beteiligt. Dies trug auch zu einer verstärkten Vernetzung von Akteur*innen bei, die sich gegen Queerfeindlichkeit engagieren. Das gilt sowohl für die beteiligten Initiativen und Institutionen als auch für die Teilnehmenden – Fans und Mitarbeitende des BVB –, die sich im Rahmen von Workshops und Diskussionsrunden austauschen konnten. So stärkte der Aktionstag auf mehreren Wegen das Engagement gegen Queerfeindlichkeit.

Workshop-Angebot „Hömma, so läuft das hier nich“

Im Rahmen der Kampagne „Kein Bier für Rassisten“ entwickelte die Fanabteilung des BVB ein Angebot, bei dem BVB-Fanclubs in ihren Räumen Sensibilisierungs-Workshops durchführen lassen konnten. Bestandteil des Workshops war es auch, Handlungsoptionen aufzuzeigen. Vereine könnten ein entsprechendes Angebot auch für das Thema Queerfeindlichkeit entwickeln und anbieten.

Weiterführende Materialien

NO MEANS NO!

Im Handlungsleitfaden „NO MEANS NO! Was tun bei sexualisierter Gewalt in Fußballfanszenen“ des Netzwerks Fußball gegen Sexismus ist beschrieben, was Fans innerhalb ihrer Fanszene gegen sexualisierte Gewalt tun können. Einiges davon lässt sich auch auf andere Formen der Diskriminierung übertragen.

KoFaS-Handreichungen zu Sexismus und Männlichkeit in der Fanarbeit

Die Expertise „Geschlechterverhältnisse in Fußballszenen“ versammelt Forschungsansätze und informiert über laufende sozialpädagogische Projekte zum Thema Geschlechtervielfalt in der Fußballszene. Sie umfasst Analysen zu Männlichkeiten, Weiblichkeiten sowie Homo- und Transfeindlichkeit in Fanszenen.

Die Handreichung „Alles männlich?! Praxistipps für eine geschlechterreflektierende Fanarbeit“ richtet sich an Sozialpädagog*innen in den Fanprojekten und will dabei unterstützen vermeintliche Normen von Männlichkeit und Stärke zu hinterfragen, Diskriminierungen abzubauen und Partizipation vorher ausgegrenzter Gruppen zu ermöglichen.

Informationen zu Rechtsextremismus

Eine Übersicht über das bundesweite Beratungsangebot zu Rechtsextremismus bietet der Bundesverband Mobile Beratung.

In einer Broschüre informiert der DFB zu verbotenen und nicht verbotenen rechten Symbolen und Codes.